Ein Andalusischer Tag

Hier beginnt der Morgen ganz still, das Meer liegt wie eine Scheibe am selben Platz wie gestern auch. Es ist bewölkt, und die Nachbarn schreien noch nicht herum. Mit aller Regelmässigkeit beginnt das Wochenende hier in Tarifa schon Donnerstags. Mag heissen, die Andalusier hatten das gestern krachen lassen, und alle liegen noch im Bett. Aber da es hier lustige 60% Arbeitslosigkeit gibt, ist das mit dem Wochenende auch egal. Da alle Spanier vor der Krise, die grössten Fernseher gekauft hatten, beginnt in ca. einer Stunde das familiäre Fernsehvergnügen. Dann sitzen dann Pablo, Juan und Pepe mit Maria-Paz, Maria-Luz, und Maria-Sol gemeinsam vorm Fernseher, und die Packungen Chips gehen hin und her.
Halbstündlich geht dann einer zum Ciosco, und kauft 1 kg Gummi-Bärchen, damit die Kinder Namens Maria-Pazita, Maria-Luzita und Maria-Solita etwas vernünftiges zu essen bekommen.

Maria-Pazita, Maria-Luzita und Maria-Solita sind für ihr Alter eindeutig zu Schwer, und können zukünftig nur schlechtes Spanisch in zwei Zeiten sprechen. Aber für eine andalusische Unterhaltung braucht auch niemand viele Worte.

Chocho (Fotze) Chochito (Fötzchen, so werden hier die Kinder genannt), Pischa (Schwänzchen), Cariño (Liebling), Mierda (Scheisse), que i (wie geht´s), bien (gut) muy bien (sehr gut), hasta luego (bis später), fidipolla (Dummschwanz), Maricon (Schwuler), hijo de puta (Hurensohn), puta (Nutte), reichen in Andalusien für eine gepflegte Konversation komplett aus.

Dabei schreien sich immer alle fröhlich an, da die gesamte spanische Nation unter einem genetischen Hörschaden leidet. Deshalb ist es in einer Andalusischen Bar egal, ob sich dort 2, oder 33 Spanier aufhalten. Es hört sich immer wie in einem Fussballstation an.

Randita-063Lesen, und schreiben spielt hier in Andalusien eine untergeordnete Rolle. Aber das macht nichts, da ja alle Tarifeñas mit 13 Jahren Mütter werden wollen, und Bildung im Allgemeinen als etwas lästiges betrachtet, und empfunden wird.
Nach dem 5ten Kind beginnt dann das Leben im Bademantel, und die Tarifeña ist eine erwachsene Frau.
Da der normale Supermarkt zu weit weg ist, geht die Tarifeña tipico gerne und ausschliesslich im eigenen Barrio (Stadtteil) in den Tante Emma Laden zum einkaufen. Richtige Tarifeñas bevorzugen dann für das Einkaufsvergnügen den Bademantel mit schlampigen Schuhen. Hauptsache, die Beine und die Mumu sind korrekt epiliert.

 

Andalusisches Mann-Sein – Handwerkerleben.

Pepe ist Handwerker.

Sein Arbeitstag beginnt morgens um 9 in der Bar El Grifo (Zapfhahn). Dort gibt es einen Cafelito, und einen grossen Branntwein, danach 3 Biere (Tubos).

Bars-in-SevillaMittlerweile ist es 11 Uhr.
Pepe ist nach dem Frühstück auf seiner Baustelle angekommen, und keiner der Kollegen ist vor Ort. Gut, denkt sich Pepe, ich gehe mal in die Bar El Nada (Die Milch), und gucke ob die anderen dort sind. Tatsächlich, alle anderen Kollegen sind in der Bar El Nada. Pepe trinkt mit seinen Kollegen noch mal 3 weitere Biere. Danach bewegen sich alle gemeinsam Richtung Baustelle, aber Scheisse, da liegt ja noch die Bar Abuelo (Opa) dazwischen.
Also, alle Mann rein, ins Abuelo, und noch mal drei Biere. Alle gucken auf den Tresen und informieren sich über die heutigen Tapas. Pablo rülpst, alle anderen finden das lustig, und klopfen ihm lachend auf die Schulter. Danach kommen alle etwas verspätet, aber für andalusische Verhältnisse normal, auf der Baustelle an.

Für den heutigen Tag hat Pepe einen Nagel in die Wand schlagen, auf seinem schlecht notierten Zettel stehen.
Und Juan möchte irgendwo eine Schraube rein schrauben. Aber er muss erstmal noch schnell nach Hause, da er dort seinen Notizzettel mit der Angabe vergessen hat. Juan ist nach einer halben Stunde zurück. Pepe wartete währenddessen auf Juan.
Danach gehen Pepe und Juan erstmal in die Ferreteria (Gemischtwarenladen).
Dort treiben sich alle Handwerker der Stadt herum, und jeder kauft eine Schraube, oder einen Dübel, oder einen Nagel. Natürlich wird erstmal über das Fussballspiel von gestern diskutiert, und alle Fussballer von Barcelona sind Maricones (Schwule), die von Madrid sind aber auch Maricones (Schwule) wirft Juan, wie immer, ein. Im Grunde sind alle Mariconadas (schwule Scheisse).
Alle sind sich einig, und nicken mit den Köpfen. „Vamolo“

Jetzt, ist es kurz vor der Siesta, und Pepe und Juan gehen mit dem neuen Nagel, und der neuen Schraube gemütlich auf die Baustelle. Dort lungern die 8 restlichen Kollegen unbeteiligt herum, und essen ihre Boccadillos (Schinken-Brötchen) und warten auf Pepe und Juan, weil ja jede spanische Baustelle zwei Arbeiter, und 8 Zuschauer hat.

Beim Blick auf die Uhr stellen alle fest, dass es 14 Uhr ist. Das heisst, Siesta. „Venga“
Alle gehen nach Hause.

Maria-Paz, die Frau von Pepe ist am kochen und erzählt stolz, dass sie einen Toaster für 5,99 € auf Kredit gekauft hat, und das sie 15 Jahre Zeit haben, die Raten abzustottern. Pepe ist in diesem Moment ganz stolz auf seine Maria-Paz, welche in ihrem Bademantel am Herd steht. Ihre frisch epilierten Beine jucken.
Maria-Paz ist vom vorherigen Einkaufen gestresst und muss sich komplett auf ihren heutigen Eintopf konzentrieren. Sie nimmt erstmal eine Valium 10 zum runter kommen. Pepe dreht sich derweil einen Joint, und nimmt seine erste Nase. Damit es nach dem Essen, und der Siesta mit viel Power weiter gehen kann.

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